Im Zusammenhang mit der Wärmewende in Frankfurt am Main hat der kommunal geprägte Energieversorger Mainova nun einen sogenannten Fernwärmetransformationsplan vorgelegt. Der sieht zum einen den massiven Ausbau des lokalen Fernwärmesystems und zum anderen die Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeproduktion vor. Mainova-Vorstand Martin Giehl stellte den Plan in der vergangenen Woche vor. Neben der Transformation der urbanen Wärmeversorgung verfolgt das Unternehmen Mainova ebenfalls eine Dekarbonisierungsstrategie: Es will bis 2040 klimaneutral werden. Damit einhergeht der Umstieg auf klimaneutrale Wärmequellen für die Fernwärmeerzeugung.
Netzausbau und Erhöhung der Anschlussdichte
Hinsichtlich des Frankfurter Fernwärmenetzes plant der Energieversorger eine Erweiterung der Netzlänge von derzeit rund 310 Kilometern auf bis zu 450 Kilometer. Zudem will Mainova die Abschlussdichte in bereits erschlossenen Gebieten erhöhen. „Insgesamt sieht Mainova ein Potenzial der Fernwärme am Wärmebedarf Frankfurts von etwas über 40 Prozent als realistisch an“, sagt Giehl.
Im Zusammenhang mit der Energiewende sei der Ausbau des Fernwärmesystems ein wichtiger Hebel für das Erreichen der Klimaneutralität. „Das Fernwärmesystem ist offen für unterschiedliche Energieträger als Erzeugungsquellen. Es eignet sich deswegen hervorragend zur Dekarbonisierung“, erklärt Giehl. Für Gebäudeeigentümer sei der Umstieg auf Fernwärme ebenfalls attraktiv, da sie dadurch unter anderem „die Investition in umweltschonende Heiztechnik und die Kosten für Betrieb und Wartung“ sparen.
Fernwärmesystem mit verschiedenen Energieträgern

Ein Kernprojekt zur Dekarbonisierung der Energieproduktion von Mainova ist die Umrüstung eines Heizkraftwerks. Es wird von einem Kohle- zu einem wasserstofffähigen Gaskraftwerk umgebaut. Die Umrüstung soll bis 2026 erfolgt sein. Allein der Umstieg auf Gas reduziert laut städtischer Presseinformation den jährlichen CO2-Ausstoß ab 2027 um rund 400.000 Tonnen.
Neben dem künftigen Wasserstoffkraftwerk ist unter anderem ein Müllheizkraftwerk in die Wärmeproduktion eingebunden. Hinzu kommen weitere regenerative Erzeugungsquellen. Darunter sind Umwelt- und Abwärme in Kombination mit Großwärmepumpen, Geothermie, Biomasse sowie Power-to-Heat-Anlagen.
Fernwärmetransformationsplan und Wärmeplan
Der Fernwärmeausbau erhöht die jährlich verfügbare Wärmemenge laut städtischer Presseinformation um mehr als 50 Prozent von heute rund 2.000 auf künftig 3.200 Gigawattstunden. „Um die Fernwärme in diesem Maß ausbauen zu können, müssen neben der Finanzierung auch weitere Rahmenbedingungen wie Genehmigungen sowie die Verfügbarkeit von Fachkräften, Dienstleistern und Material gewährleistet sein“, betonte Giehl.
Auch die kommunale Wärmeplanung, die die Stadt derzeit vornimmt, setze dafür wichtige Parameter. In die Aufstellung des städtischen Wärmeplans ist die Mainova als örtlicher Energieversorger eingebunden.
Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.

